So war Jesus´ Gastmahl ganz bestimmt nicht gemeint!

1979 Elke Sonntag in der Jungen Gemeinde in MettmannFoto: Elke Sonntag privat

Ich wurde in Mettmann bei Düsseldorf geboren und der Glauben hat in meiner Familie nicht wirklich eine Rolle gespielt. Erst im Zuge meiner Konfirmandenzeit begann ich, aktiv am Gemeindeleben der evangelischen Volkskirche teilzunehmen. Mit 16 Jahren kamen noch die Teestube, Taizé-Gebete und die bundesweiten Kirchentage in Hamburg und München hinzu. Diese große Gemeinschaft junger Christen hat mich richtig mitgerissen.

Mit 18 Jahren sprach mich ein älteres Ehepaar an, mich von Gott für eine Besuchsgruppe in den Dienst nehmen zu lassen. Wir gingen also zu neu Zugezogenen nach Hause, haben sie willkommen geheißen und von Ablehnung bis zum gemeinsamen Gebet sehr viel Berührendes erfahren.

1998 Taufe des 4. Sohnes in StotternheimFoto: Elke Sonntag privat

Mein Interesse an Gott ging so weit, dass ich bei meinem Lehramtsstudium für die Primarstufe 1-4 Religion als Wahlfach genommen habe. Religionsunterricht zu geben ist und bleibt eine sehr intensive Erfahrung, weil dort persönliche Erlebnisse, Predigten, die man hört, und das, was man vermitteln möchte, immer wieder neu zusammenkommen.

Mein Mann und ich haben 1987 geheiratet. Da wir uns in der katholischen Familiengemeinde in Bonn wohler gefühlt haben und mein Mann aus einer katholischen Familie kommt, wurden unsere Kinder katholisch getauft. Ich selbst wollte nie katholisch werden.

Seite 5 im Heimatblatt Stotternheim, Artikel: „Frauen treffen Frauen“Quelle: Elke Sonntag

Als wir 1996 nach Stotternheim bei Erfurt gezogen sind, war unsere konfessionsverbindende Ehe auf einmal Thema. Wenn wir zur Messe gingen, konnte ich nicht an der Kommunion teilnehmen. Die päpstlichen Schreiben wurden diesbezüglich immer strikter. So war Jesusʹ Gastmahl ganz bestimmt nicht gemeint! Dennoch sind mein Mann und ich in beiden Gemeinden fest verwurzelt.

Heute lasse ich mich in der Gemeindearbeit in Stotternheim von Gott in den Dienst nehmen. Wir können es uns hier in Deutschland einfach nicht leisten, uns auseinander zu dividieren, denn es werden nicht mehr, sondern eher weniger Christen.

Quellenangaben: Portrait Elke Sonntag (Quelle: Schulfotograf zur freien Nutzung)

Lebenswegstation 1

Religionsgemeinschaft!

In meinem Religionsunterricht in Köln saßen natürlich von Anfang an auch muslimische und baptistische Kinder. Letztere waren Umsiedler aus Kasachstan. Es gab keine Vorgaben, wie sie zu unterrichten seien, aber es waren schon sehr berührende Momente, wenn dann ein Kind den Koran von zu Hause mitbrachte und ihn erst einmal geküsst hat, bevor er vorsichtig ausgewickelt wurde. Wir durften in dem Moment erleben, wie Muslime mit dem Wort Gottes umgehen.

Die baptistischen Kinder kamen aus einem sehr strengen und wenig reflektierten Glauben, also war der Religionsunterricht eine gute Gelegenheit, die Kinder dort abzuholen, wo sie waren und sie ein Stück weit zu öffnen. Ich bin gern Grundschullehrerin, da weiß ich ganz genau, was ich mache. Ich erziehe Kinder und bilde sie, das ist manchmal sehr schwer, aber meine Kinder können zuhören, lesen und Gemeinschaft teilen.

Schulexperiment 19??

Lebenswegstation 2

Den Glauben weitergeben!

Ich wollte immer Grundschullehrerin werden und mein Mann und ich wollten immer vier Kinder haben. Ganz wichtig war uns unseren Kindern zu vermitteln, dass sie etwas tun, was für sie erfüllend ist, aber auch für andere da zu sein. Mein Mann und ich haben zum Beispiel schon mit 13 Jahren Hausaufgabenhilfe für Kinder mit Migrationshintergrund gegeben. Unser ältester Sohn hat Zivildienst in einem Behindertenwohnheim gemacht und später in Halle/Saale neben seiner Berufstätigkeit in einem Gemeindeprojekt Kinder aus sozial schwachen Familien betreut. Unser zweiter Sohn hat während seines Zivildienstes ein Jahr in Uganda beim Roten Kreuz gearbeitet. Dort haben wir ihn alle zusammen besucht, das hat uns als Familie noch einmal ganz neu zusammengeführt. Unser dritter Sohn ist u.a. bei den kritischen Medizinern aktiv und unser Jüngster will nun auch Grundschullehrer werden, mit katholischer Theologie als Wahlfach.

2001 Familie von Elke Sonntag in StotternheimFoto: Elke Sonntag privat

Lebenswegstation 3

Wurzeln schlagen von West nach Ost

Als wir 1996 von Bonn nach Stotternheim umzogen, wurden wir in den Gemeinden sehr freundlich aufgenommen. Mit uns waren einige andere Familien in das Neubaugebiet gezogen, denen das Gemeindeleben auch sehr am Herzen lag. Besonders die Weltgebetstagarbeit ermöglichte wunderbare Beziehungen zwischen alteingesessenen und neuzugezogenen Frauen aus Ost und West.

Anders war es manchmal in den „normalen“ Lebensbezügen. Beim Fußballtraining und in der Grundschule wurden unsere Kinder als „Wessis“ beäugt. Ich versuchte, mich zurückzuhalten. Als ich dennoch mal was nachgefragt habe, sagte ein Mann sofort zu mir: „Sie sind bestimmt ´ne Wessi!“ – Das hat mich richtig verletzt.

Doch die starken und guten Beziehungen innerhalb der Gemeinden sind das gute Fundament, das mich gern in Thüringen leben lässt. Besonders schätze ich die ökumenischen Aktionen wie den Martinszug, der von der katholischen zur evangelischen Kirche führt und an dem viele Familien des Ortes teilnehmen, oder das Johannesfeuer und der lebendige Adventskalender, bei dem sich Menschen des Ortes treffen, um gemeinsam zu singen.

So wie ich hier lebe, so ist es gut!

2016 FahrradausflugFoto: Elke Sonntag privat